Expeditionskreuzfahrt von Hamburg nach Honningsvag

und wieder zurück vom 28. Dezember 2021 bis 11. Januar 2022 mit der MS OTTO SVERDRUP Hurtigruten. Ein Reisetagebuch

Die lange Vorgeschichte im Rahmen von Covid 19, 
kurz erzählt

In solchen Zeiten ist vieles aufwendiger. Das betrifft besonders das Reisen bezüglich Vorbereitung, Anreise und Durchführung. Von einer Behörden komplizierten, notwendigen Passbeschaffung, die sich drei Monate hinzog, über einen höchstens 48-Stunden alten PCR-Test samt schriftlicher Bestätigung vor der Einschiffung, einer selbstverständlichen dreimaligen Impfung gegen Covid 19, einer 72-stündigen zu tätigenden Einreisegenehmigung durch norwegische Behörden, die aufs Handy überspielt wird, nachdem ein ausgefüllter Fragebogen per Mail abgesandt wurde – alles belastend und zeitraubend.

 

Vor dem Einschiffen selbst werden alle Dokumente sorgfältig geprüft, mehrere Prüfstellen durchlaufen, noch ein letzter Schnelltest absolviert, die Bestätigung „negativ“ abgewartet, Bestätigung all dessen samt Kennkarte als Bordkarte ausgehändigt, bevor man, vom schweren Gepäck längst befreit, aber beladen mit allen gerade erwähnten Papieren, die Gangway zur MS OTTO SVERDRUP gemessenen Schrittes hoch läuft, noch einmal freundlich kurz angehalten wird, um sich den Zeitpunkt der üblichen notwendigen Rettungsübung vor der Ausfahrt sagen zu lassen, bis man endlich vor der geöffneten, gründlich gereinigten Kabinentür 561 zu stehen kommt. Die Koffer sind bereits da, der Kabinensteward Porfirio aus den Philippinen stellt sich freundlich vor. Alles sorgfältig ausgepackt und in die Schränke verstaut, den leergeräumten Koffer unter das Bett geschoben – fertig!

 

Dass eine solche Reise auch ganz anders ausgehen kann, las ich in einem Bericht von Sylvia Kiesewetter der Nürnberger Nachrichten vom 17. Januar 2022: „Corona-positiv am Ende der Welt. Antarktis. Eine Forchheimerin berichtet, wie aus einer Traum-Kreuzfahrt ein Albtraum auf hoher See wird.“ Ein zorniger und gleichzeitig bedrückender Erfahrungsbericht darüber, was es auch heißen kann, in Pandemie-Zeiten eine größere Reise mit einem Expeditionsschiff zu unternehmen.
 

Von Tag zu Tag

Dienstag, 28. Dezember 2021: 
Einschiffung und Ausfahrt

16.00 Uhr. Es folgen die gesetzlich vorgeschriebene Rettungsübung, an der alle Reisenden teilzunehmen haben, und das erste Abendessen an Bord. Wir bekamen für die Dauer der Reise einen festen Platz im Restaurant Aune auf Ebene 4 zugewiesen, den wir für 3 Mahlzeiten am Tag beibehielten und – bis aufs Frühstück – in jeweils vier Gängen serviert bekamen. Zwei ganz und gar reizende Philippinen, eine Lucky und ein Ryan, übernahmen künftig zuverlässig und stets charmant freundlich die Regie unserer Betreuung, an die sich auch meine beiden Begleiter, noch unerfahren auf der hohen See, erstaunlich rasch gewöhnten. Nach der langen Anspannung schlafe ich wunderbar. Meine Reisebegleiter, Schwager, Schwägerin und ich, kommen überein, die erste Veranstaltung, noch an diesem Abend, als es die Elbe hochging, einem Shanty-Chor in Cuxhaven zu lauschen, der zu den im Gesamtpreis inkludierten Ausflügen gehörte, auszulassen und sich lieber abzulegen. Ich schlief nach der langen Anspannung der letzten Tage prächtig, so dass ich weder den Halt des Schiffes in Cuxhaven noch sonst irgendetwas überhaupt mitbekam. 
 

Mittwoch, 29. Dezember 2021:
Über die Nordsee hin zum Nordmeer

Wir sind längst draußen auf der Nordsee direkt auf dem Weg nach Stavanger, im Süden Norwegens. Dafür ist ein reiner Schiffs- und Seetag vorgesehen. Noch am späten Vormittag war ich neugierig auf den ersten Vortrag von Peter, einem durchaus witzigen Mann, der sich als Nordnorweger und geschieden zu erkennen gab, wobei er die Trennung von seiner einstigen Frau in Kilogramm bemaß; er fühle sich seit der Scheidung um 85 kg erleichtert, ein durchaus impertinenter Witz, wie nicht nur ich das empfand, den er auch in den Folgetagen uns wiederholt zu Gehör brachte. Zum Vortragsthema „Nordwärts. Die norwegische Küste“ selbst sprach er kenntnisreich in recht gutem Deutsch über Süd- und Nordnorwegen.

 

Meine Schwägerin schickte auf ihrem Smartphone erste Fotos vom Wetter über der See in die Oberpfalz und nach Niederbayern und begleitete sie mit den Worten: „Leider ist es diesig“. Ich fühlte mich als Mitglied einer imaginären, elitär überheblich schreibenden Zunft herausgefordert und startete sofort eine Alternative zu dem technisch geschuldeten notwendig kurzen Kommentar:

 

Ein wolkenverhangenes Sonnen getrübtes Licht zieht sich von Horizont zu Horizont über die große See, und es ist kaum zu erkennen, wo das Meer endet und der Himmel anfängt. Diese unendliche Weite bei frischer, gesunder, weil jodhaltiger Luft, trennt sich scharf von unserem melancholischen November-Grau, das die vergleichsweise klapperdürre Donau Jahr für Jahr produziert, überhaupt froh war, den Durchbruch bei Weltenburg geschafft zu haben, und das sich in den Spätherbsttagen lang anhaltend auf das kleine Regensburg und sein eigentlich freundliches Umland legt.

 

Trotz dieser mikroskopisch geradezu verschwindenden Einschränkung ist es mir ein dringendes Anliegen, meiner Schwägerin und meinem Schwager herzlich zu danken: ihr für eine Reihe zum Teil erstklassiger, Panoramen eingefangener Fotos, ihm für die perfekte elektronische Übermittlung. Für beide gilt: Nicht nur meine Aufzeichnungen und Erinnerungen unterstützten sie bestens; sie führten mir all das Vergangene wieder und wieder bilderreich lebhaft vor Augen.


 

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Ein Spaziergang entlang weiß getünchter und unifarbener Häuser. Weihnachtsschmuck überall, der landeseinheitlich erst am 13. Januar abgebaut wird.

Donnerstag, 30. Dezember 2021: 
Erster Halt in Stavanger

Wir sind in Stavanger angekommen und angehalten, von 8.00 bis 14.00 Uhr einen Gang durch diese viertgrößte Stadt Norwegens mit ca. 150.000 Einwohnern zu unternehmen. Zu den inkludierten Ausflügen heute zählt ein Besuch des Oil Museums, das den Reichtum Norwegens seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts selbstbewusst, aber nicht aufdringlich, dokumentiert.

 

Schon von Bord aus genießen wir einen reizenden Blick auf das Städtchen. Entlang der Hauptstraße reihen sich die kleinen weiß getünchten Einfamilienhäuschen, während die Anhebung dahinter zeigt, wie in der Oberstadt ein hochmodernes Gebäude, hell erleuchtet, mit großen Fenstern, sich an das anderer reiht, vermutlich Büroräume mit vielen Arbeitsplätzen. Und das milchig blaue Licht des späten Vormittags verrät: Wir sind im Norden angekommen, wenngleich zunächst im Süden Norwegens.

Es regnet bei Plusgraden, aber wir sind eigentlich perfekt geschützt, nicht zuletzt durch eine Wasser abperlende Regenjacke, die ein Geschenk des Veranstalters ist. Die Einschränkung betrifft allein mich, weil ich mit meinen leichtgängigen, wasserdurchlässigen Turnschuhen den Weg durch das Städtchen unterschätzte. Unsere persönliche Stadtbesichtigung führte uns durch recht unbelebte Straßen mit kleinen, allerdings schmucken Geschäften, nah an der Uferpromenade, die mächtige OTTO SVERDRUP im Blick; den Weg säumen niedrige Grüngewächse, und Sträucher mit roten Vogelbeeren. Das Kopfsteinpflaster ist zwar hier nicht glatt, aber die Wege führen auf und ab. Und überall schmückt sich Stavanger weihnachtlich. Von einer Straßenlaterne rankt sich Tannengewächs hin zu einem erleuchteten Fenster auf der Gegenseite. Die Parterre-Wohnungen säumen strahlende Lämpchen. Und überall trotzt ein Tannengrün der langen, kalten Jahreszeit. Eine überaus bunt bemalte Einkaufsstraße soll alles andere in den Schatten stellen, sieht aber nur auf den Fotos einladend aus. Das Schlendern, den Geschäften entlang, drängt den vordergründigen Postkartenzauber doch sehr in den Hintergrund. Und es fängt nach kurzer Pause wieder zu regnen an. Wir verlassen den ufernahen Bereich und marschieren tapfer den Berg hoch zu einer Kirche. Der Regen da unten wurde zum Schnee dort oben. Auf schmalen Pfaden suchen wir uns einen etwas abschüssigen Weg nach unten, dem ich prompt meinen Tribut zu zollen hatte. Ich war, wie gesagt, in bequemer Leichtgängigkeit losgezogen, also folgte ich den beiden in mittlerweile komplett aufgeweichtem Schuhwerk, rutschte einmal sogar weg und landete auf dem Rücken; allerdings ohne Folgen und unbemerkt von meinen Begleitern.

Wir orientierten uns letztlich in Richtung Petrol Museum mit auffallender Architektur, die „eine szenografische Interpretation des norwegischen Grundgebirges, der offenen Küstenlandschaft und der Erdölinstallationen im Meer“ sein soll. Es gibt unterschiedliche Wahrnehmungen und verschiedene Interessen. Während meine Begleiter sorgfältig alles abgingen und sich sehr interessiert zeigten an allen Exponaten, beeindruckte mich besonders die raffinierte Anlage, und deshalb versuchte ich mir den Gesamteindruck zu vergegenwärtigen.

 

Am Abend, nach sehr gutem Essen Á la Carte und in geselliger Gesprächsrunde, lauschen wir auf Deck 4 noch der bestens artikulierten Lesung einer Troll-Geschichte.

 

 

Freitag, 31. Dezember 2021: Ålesund im Wintergrau

Ålesund ist eine Stadt und Kommune in der Provinz (Fylke) Møre og Romsdal in Norwegen. Das Zentrum ist vom Jugendstil geprägt. Eigentlich ein wunderschönes Städtchen – es soll sogar das schönste Städtchen Norwegens sein –, empfing uns im trüben Wintergrau, wären da nicht die bunten, aber unifarbenen Häuser. Das große Aquarium, dessen Besuch im Gesamtpreis enthalten war, ist heute geschlossen. Plan B kam sofort zum Zug: zwei größere Spaziergänge und kleinere Wanderungen, hoch über der Stadt gelegen. Wir drei entschieden uns trotzdem für private Erkundungen bei Dauerregen. Die Aussichten versprachen wenig: kein Café geöffnet, wenig, eigentlich nichts los an Silvester. Zwar waren wir durch gute Oberbekleidung geschützt, doch die im Sommerlicht sonst reizvollen Stadtpanoramen verloren sich etwas im fahlen Enddezemberlicht. Und trotzdem sahen wir uns neugierig um. Mit seinen mächtigen Quadern stellte sich uns die eindrucksvolle Stadtkirche in den Weg, die aber verschlossen war. Fahle blattlose hohe Bäume standen im leicht schneebedeckten Park und warteten trotzig auf die ersten Frühlingsstrahlen. Ein Blick von ganz oben zeigt, wie geschmeidig Ålesund in den Schären liegt. Wir nähern uns wieder der Uferpromenade, gehen auf einem Steg ein Stück zum Wasser hinaus und sehen, nicht weit entfernt, ein modernes Hotel mit Sauna. Junge Menschen machten sich ein Vergnügen daraus, von der Hitze direkt ins vielleicht zwei bis vier Grad kalte Wasser zu hüpfen – für mich – einen einst überzeugten Winterschwimmer im Freien, eine wenigstens virtuelle Herausforderung, hier still zu halten, weil ich längst aus der Übung bin.

 

Wieder an Bord, nach einem langen Blick zurück auf das feine kleine Städtchen, war ich froh, keinen Silvester-Trara erleben zu müssen und schlief einfach ins neue Jahr hinein, ebenso wie meine Begleiter, wie ich mir am nächsten Morgen erzählen ließ.

 

 

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Alesund gilt als eine der schönsten Städte Norwegens.

Samstag, 1. Januar 2022:  
Brønnøysund in magisches Licht getaucht

Der erste Tag des neuen Jahres also, mit zahlreichen Glückwünschen, stets im Vorübergehen, mit grüßender Hand eigentlich nur angedeutet. Mein erstes großes Erstaunen, ich glaubte nicht richtig zu sehen: Schon um 8.30 Uhr auf dem Weg nach Brønnøysund, etwa auf der Hälfte der Gesamt-strecke zum Nordkap, sehe ich einen hellen Streifen, rötlich zuerst, aber dann in klares Blau übergehend, das diese Küstenlandschaft, von Schären durchsetzt, in ein magisches Licht taucht. Die OTTO SVERDRUP überholt langsam einen kleinen Trawler, und vorne an ihrem Bug durchschneidet ein greller Lichtstrahl der aufgehenden Sonne das Nordmeer. Die Luft ist klar und trocken, bei minus 1 Grad, doch der steife Nordwind fährt diese Temperatur entschieden herunter. Zwischen den Schären, entlang zerklüfteten, zugleich weiträumigen Ufern, sind entfernt, aber nah genug, kleine, vereinzelt stehende rote Häuschen zu erkennen. Wir nähern uns dem Ort, dessen markantes Kennzeichen, gewiss hunderttausendfach fotografiert, ein hoher, bräsig lagernder Felsen ist, in dessen ungefährer Mitte ein luftiger Durchgang zu erkennen ist. Vor unseren Augen breitet sich eine stille, atemberaubend schöne Landschaft aus; weit hinten, dem Horizont zu, leuchten schneebedeckte Berge im Morgensonnenlicht, erhaben in sich ruhend, in der Gewissheit, wie es scheint, Jahrmillionen hinter sich gebracht zu haben, altehrwürdig, als lächelte sie darüber, weil das vorbeiziehende Leben flüchtig und unscheinbar mit seinen siebzig bis achtzig Jahren bleibt, ein erdgeschichtliches Nichts. Diese mythische, ja mystische Landschaft weiß: So viele es auch sein mögen, die mich betrachten, fotografieren, über mich und meine lange Geschichte berichten mögen – sie alle wird es längst nicht mehr geben, während ich immer da sein, meinen Charakter zwar verändern werde, geradezu unmerklich, obwohl das hektische, zappelnde, dauernd in Bewegung bleibende Leben stets aufs neue auftaucht, aber ebenso schnell wieder verschwindet, einfach schnell zu Ende geht.

 

Ein recht kalter Wintertag ist es, aber trocken und sehr schön, mit schneebedeckten Schären und von den Eismassen in einem unendlich langen Zeitraum abgeflachten Bergen. Das Nordmeer spielt und sonnt sich im leichten Wellengang. Als der Stern sich dem fernen Horizont zuneigt, vermischen sich kräftige Farben von Blau und Orange, von Gelb und einem hellen Grün und spiegeln sich in matteren Farben im kalten Wasser.

 

Der Abend in Brønnøysund, damit meine ich 16.00 Uhr nachmittags, barg noch einen längeren strammen Spaziergang zu einer kleinen schmucken Kirche und dem Sologesang eines Tenors mit sanfter, verständnisvoller Keybord-Begleitung. Diesen Kontrast von Kälte und Dunkelheit und hell erleuchteter, feierlicher Stimmung empfand ich als sehr berührend. Wieder zurück zum Schiff auf ständig vereisten, nie geräumten oder gestreuten Wegen und nur mit Spikes an den Schuhsohlen zu bewältigen, hörten wir die Meldung an Bord, dass eine Sturmnacht folgen wird.
 

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Mit dem Bus hinauf zur Northern Light Cathedral. 

Sonntag, 2. Januar 2022: 
Svolvær im Sturm und Schneetreiben

In solchen Zeiten ist vieles aufwendiger. Das betrifft besonders das Reisen bezüglich Vorbereitung, Anreise und Durchführung. Von einer Behörden komplizierten, notwendigen Passbeschaffung, die sich drei Monate hinzog, über einen höchstens 48-Stunden alten PCR-Test samt schriftlicher Bestätigung vor der Einschiffung, einer selbstverständlichen dreimaligen Impfung gegen Covid 19, einer 72-stündigen zu tätigenden Einreisegenehmigung durch norwegische Behörden, die aufs Handy überspielt wird, nachdem ein ausgefüllter Fragebogen per Mail abgesandt wurde – alles belastend und zeitraubend.

 

Statt in Reine fährt die OTTO SVERDRUP Svolvær an, wegen schwerer Wetter und einer Windstärke von 7 bis 8 auf der Skala. Sturmerprobt schiebt sich das Expeditionsschiff durch die Nacht, hat Schwierigkeiten mit der Anlandung, eben wegen der Windstärke. Die geplanten Bus-Ausflüge werden alle abgesagt, nur geführte Spaziergänge durch den Ort samt Brückenüberquerung und kurzen Erzählungen unseres Führers sind möglich, von 10.00 bis 12.00 Uhr. Starker Sturmwind schiebt uns Fußgänger vorwärts, mit wenig Schutz zwischen den Häuserreihen, so dass heftiges Schneetreiben mit harten Eiskristallen schmerzhaft in die Augen sticht; selbst eine Brille bietet hier kaum Schutz. Seit langen Jahren stapfe ich wieder einmal durch leichten Pulverschnee über vereiste Wege und Straßen, die erneut nur mit Spikes zu begehen sind. Dabei war es mit minus 1 Grad nicht sonderlich kalt, aber es ist halt der starke Wind mit gefühlten 5 bis 10 Grad unter Null. Relative Helligkeit, keineswegs ein Nachtdunkel umgab uns. Erst ab 14.00 Uhr beginnt das wenige Tageslicht allmählich zu weichen. Der Blick von Bord aufs Land zeigt wieder und wieder den starken Kontrast von wuchtiger Natur, eingebettet in nordische Winterkälte, und die dagegen sich behauptende Kraft menschlicher Zivilisation, wenn sich modernste, hell erleuchtete Hochhäuser an Ästhetik, bis hin zu architektonischer Erhabenheit, miteinander messen, sich zugleich einen winterlich märchenhaft anmutenden, stummen Wettstreit zu liefern scheinen.

 

Es sei wiederholt angemerkt, dass meine Schwägerin glänzend komponierte Fotos schießt, während ein seltsam berührendes Graublau über dem Tag und dem Land liegt. Der eisige Wind ist gut zu ertragen, weil alle fest eingepackt sind, mit langer Unterwäsche, dichtem Pullover, darüber zuerst eine warme, dann wasserabweisende Hose, und über allem noch die schützende Wasser abperlende Regenjacke, eben das Geschenk des Veranstalters.
 

Montag, 3. Januar 2022: Alta im Banne des Polarlichts

Heute also hinauf nach Alta. Stadt und Kommune liegen längst nördlich des Polarkreises. Die Stadt liegt am Südufer des Altafjords, knapp westlich der Mündung des Alta-Flusses. In Bezirk und Stadt geht die Sonne vom 16. Mai bis zum 26. Juli nicht unter und vom 24. November bis zum 18. Januar nicht auf.  In den Wintermonaten gilt Alta als eines der besten Regionen zur Beobachtung des Polarlichts. Vom Nordkap ist Alta etwa 230 km entfernt. Soviel an nüchternen Informationen.

 

Noch während des Frühstücks erklärt sich mein Schwager: Er glaube nicht, dass das künftig seine Reisen seien, zu reguliert, zu wenig individuell, zu wenig eigene Unternehmungen, gepaart mit viel Langeweile. Ich versuche dagegenzuhalten: Einverstanden, aber es ist Winter im hohen Norden, mit wenig Tageslicht. Im Sommer sei das aber genau umgekehrt: helles Tageslicht mit 20 bis 24 Stunden; die Tage lassen sich, auch an Bord, also wesentlich aktiver und  intensiver gestalten. Nahezu augenblicklich pflichtet meine Schwägerin dieser Argumentation bei. Außerdem – so mein behutsam vorgetragener Konter – sei ein Hauptmerkmal bei Schiffsreisen die völlige Entspannung, das sich Fallenlassen und Herunterkommen vom gewohnten Alltag. Gleichwohl stellen meine Begleiter die für August 2024 geplante Reise durch die Nordwest-Passage zunächst in Frage.

 

Ab 9.15 Uhr: Der Covid 19-Schnelltest verlief bei allen Gästen negativ. Ab 12.30 Uhr Essenszeit bis 14.35 Uhr. Eben kommt die Meldung auf Tagesschau 24: Die AIDA, auf dem Weg zu den Kanaren, muss umkehren und ausladen, weil Covid 19-Fälle an Bord aufgetreten seien.

Auf Deck selbst kann man nur in Windrichtung laufen, gegen den Sturm zieht es einem glatt die Beine weg; dazu kommt, dass fast alles auf der Gangway vereist ist. Aber genau das wollte ich ja auskundschaften. An den Ufern erheben sich die Silhouetten schneebedeckter, abgeflachter Berge, die nur in Umrissen zu erkennen sind. Die Außentemperatur wird mit minus 9 Grad angezeigt, aber es ist stets der raue Wind, der alles durchschüttelt, immer durchsetzt von Schneetreiben mit spitzen Eiskristallen, die mich erneut empfindlich in die Augen stechen.

 

14.35 Uhr. Abfahrt zur Northern Light Cathedral. Also wiederum warm eingepackt im vertrauten Outfit. Es beginnt bereits zu dunkeln. Was für eine schöne, erhabene protestantische Kirche! Ihr silbergrauer metallischer Glanz, von innen hell angestrahlt, inszeniert ein geradezu überirdisch sphärisches Licht, das sich stimmig in diese Landschaft einbettet, so als gehörten alte Natur und moderne Zivilisation schon immer zusammen. Erst seit Februar 2013 ist diese Kathedrale eröffnet, mit vielen stilisierten Elementen, das Ganze in kubischer Form angeordnet. In einem runden Innentrakt ist eine Himmelsleiter hochgezogen; eine auferstandene Christusfigur in Gold, aber ohne Kreuz und Blut, mit weit ausgebreiteten offenen Armen, empfängt Kirchgänger vorne im Altarbereich.

 

Im knirschenden Schnee und bei einhüllender Dunkelheit laufen wir, in Gedanken versunken, zurück zum Schiff. Die Stadt selbst ist wieder erstaunlich modern angelegt, hier im hohen Norden. Schöner abendlicher Ausklang mit meinen Begleitern.

 

Dienstag, 4. Januar 2022: Honningsvåg am Nordkap

Wir sind am Nordkap seit heute morgen. Das Städtchen Honningsvåg (sam. Honnesváhki, oder auch Áváhki) ist der Verwaltungssitz der Gemeinde Nordkapp im Fylke (Bezirk) Troms og Finnmark im Norden Norwegens. Die kleine Stadt zählt mittlerweile 400.000 Besucher jährlich; die meisten kommen natürlich im Sommer hierher.

Eine Durchsage ernüchtert augenblicklich: Der Sturm sei zu stark, die Temperatur bewege sich um minus 9 Grad, die Busse kämen nicht von Honningsvåg hinauf ans Kap, eine Fahrt wäre unverantwortlich riskant. Der Schifffahrtsdirektor versuchte insofern zu trösten, dass es für solche unliebsamen Überraschungen immer einen Plan B, C, D oder E gäbe; also stand der Besuch einer Königskrabben-Farm am Nachmittag auf dem Programm. Wir nutzten den späten Vormittag, um von Bord zu gehen und sich dem graublauen Tag unterhalb des Nordkaps auszusetzen. Mit viel Pulverschnee bei starkem Wind und dennoch guter Sicht. Es ist und bleibt eine geheimnisvolle Winterlandschaft, zumindest für mich Mitteleuropäer. Es ist nicht vollständig dunkel jetzt am Vormittag, sondern ein lila-blauer Himmel liegt über dem weiß reflektierenden Schnee. Das Licht aus den Häusern macht zugleich die Orientierung einfach. Mein Schwager erwarb noch einen warmen Norweger-Pullover, einem guten Beispiel, dem ich dann am Nachmittag folgte. Um 14.20 Uhr startet Gruppe 2 zu einer fünfzehnminütigen Busfahrt mit einem Führer unverkennbaren Schweizer Dialekts, der aber sehr gut zu erzählen wusste. Es war bereits dunkel, als wir ausstiegen und uns, auf seine dringende Empfehlung, winziger Pinguin-Schrittchen zu bedienen hätten, um den kleinen Hang unversehrt hinunter zu gelangen. Am offenen Holzofenfeuer und am Beispiel von lebenden riesigen Königskrabben wurden uns in gutem Deutsch Ausbreitung, Funktion und Verwertung dieser Meerestiere erklärt. Wir saßen alle rund um das offene Kaminfeuer mit gewaltiger Rauchabzugshaube, und säuberlich geschlichteten Holzscheiten davor. Platz zu nehmen und ein deftiges Krabben-Gericht vorgesetzt zu bekommen, war eins und sehr schmackhaft zugleich. Als wir die warmen Räume verließen, empfingen uns schneidende Kälte, heftiger Wind und die Schwärze der Polarnacht, die reine Winternatur also, samt heftigem Schneetreiben. Genau das wollten wir ja erleben, während in unseren heimischen Breiten Anfang Januar gelegentlich 7 bis 16 Plusgrade schon gemessen wurden.

 

Während der Rückfahrt erzählte der Leiter, dass die Bewohner von Honningsvåg, der monatelangen Dunkelheit überdrüssig, im Dezember und Januar gerne für drei Wochen auf ihre Lieblingsinsel Gran Canaria flögen, um Sonne zu tanken und ihre Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Erst ab dem 23. Januar erscheine die Sonne wieder für wenige Minuten, danach aber ginge alles sehr schnell; bereits im Februar sei sie fünf Stunden täglich zu sehen und lade die ersten Langläufer zu Touren ein. Voller Stolz erzählte er auch, die norwegische Regierung tue sehr viel für den Norden ihres Landes: schnellstes Internet Europas, gute Versorgung vom Festland, keine Verbrechen, wenig Polizei, die es zwar gäbe, die man aber nicht sehe.

Der Abend klang aus mit einer weiteren sympathischen Lesung eines Troll-Märchens auf Deck 4.

 

 

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Den Erklärungen über Lebensweisen und Funktion von Königskrabben lauschend, aber auch in Erwartung des schmackhaft Zubereiteten.

Mittwoch, 5. Januar 2022: 
Tromsø und seine Eismeer-Kathedrale

In Tromsø (Tromso gesprochen) gibt es viel Natur, aber nicht ausschließlich. Heute sind wir ganz auf uns gestellt mit dem Besuch des Polar-Museums und der wunderschönen Eismeer-Kathedrale, die ich bisher nur aus den Sommermonaten kannte. Der kostenlose Polar-Ausflug war lohnend und zeigte Nordlicht-Variationen auf dreißig Meter breiter Leinwand in ihrer bildgewaltigen Farbenpracht; dazu noch einen Film über Spitzbergen, das ich im Juni 2016 besucht hatte. Eine hübsche Seelöwen-Vorführung mit kleinen Kunststücken folgte. Alles sehr schön – das ganze Museum präsentiert sich in erstklassigem Format.

 

Selbst der Gang durch das scheinbar nächtliche Tromsø, es ist ja noch mitten am Tag, war ebenfalls ein kleines Ereignis. Schneebedeckt die Wege und Straßen, Lichterketten über uns, und großzügig erleuchtete Fenster neben uns, brachten uns aus dem Schauen nicht heraus. Vor allem die moderne, immer wieder ästhetisch angeordnete Architektur im hohen Norden überrascht erneut. Es sei nur am Rande vermerkt, dass der norwegische Staat in Tromsø die nördlichst gelegene Universität der Welt unterhält. Mein Schwager ließ es sich gut gelaunt nicht nehmen, sich neben einen Troll aus der nordischen Sagenwelt zu stellen, um sich mit ihm auf ein Foto bannen zu lassen. Der Weg durch einen Park hin zu den landesüblichen Kirchen bietet den fast märchenhaften Kontrast von dunklen, kahlen Baumsilhouetten mit ins Leere ragenden Ästen einer ruhenden Natur auf der einen Seite, während die Gegenseite ein recht geschäftiges Treiben von hellen Läden, bunten Waren, warm angezogenen Menschen und Lichterglanz in langen Ketten präsentiert. Ein schlichter Stein erinnert an den berühmten Polarforscher Roald Amundsen, mit gemeißeltem Kopf darauf und seinen zentralen Daten (1872 – 1928) darunter. Sein Gesicht ist erstaunlich realistisch, mit tiefen Furchen, energiegeladener Kinnpartie und tiefliegenden unerschrockenen Augen. Wieder in Ufernähe rückt die düstere Natur in den Blick und behält die Oberhand über die Zivilisation, als holte sie sich alles von den Menschen Weggenommene zurück, geräuschlos und ganz selbstverständlich.

 

Es ist jetzt um die Mittagszeit etwas milder geworden, also stramm zu Fuß in etwa vierzig Minuten hin zur Eismeer-Kathedrale über die großartige, den Fjord überspannende Brücke. Ein starkes Verkehrsaufkommen um diese Zeit erstaunte mich sehr, störte mich sogar etwas. Aber der Blick hinüber zur hell erleuchteten protestantischen Kirche, über den Fjord  und hin zur Stadt ist überwältigend. Selbst der Besuch der Kathedrale lohnte in seiner ausgeleuchteten wohltuenden Kargheit und architektonischen Klarheit, begleitet von kurzem Orgelspiel und kräftigem Kinderchor. Die gewaltige Orgel, den prächtigen Lüster und die vergleichsweise schlichten Holzbänke für die eher pragmatisch gläubigen Skandinavier fängt meine Schwägerin in sehr gelungenen, ästhetisch reizvollen Bildern ein. Auch der schlichte Altar, der im guten Sinn zurückhaltende Bilderschmuck und die filigranen Skulpturen sind in feinen Fotografien festgehalten.

 

Gleich nach dem Verlassen der Eismeer-Kathedrale und wieder im Freien tun sich staunende Blicke über den Fjord auf. Tromsø liegt wunderschön in seiner winterlichen Pracht, in seiner Ruhe mit tief hängenden, sehr grauen Wolken, als wollten sie die kleine Stadt im Norden vor Ungemach bewahren. Ich drehe mich noch einmal um und schaue zurück zur Kathedrale. Es fällt mir schwer, mich davon zu trennen. Die Fassade in hellem Weiß, das nur noch vom reinen Weiß des Pulverschnees übertroffen wird, hat etwas sehr Erhabenes, was sich in den lichtdurchfluteten Sommermonaten so nicht zeigt. Gedankenverloren gehen wir über die Brücke zurück Richtung Stadt. Hin und wieder halten wir inne, um wieder und wieder zu schauen und zu staunen und diesen Eindruck lange im Gedächtnis aufzubewahren.

 

Der vergleichsweise prosaische Gang hin zur OTTO SVERDRUP der Hurtigruten-Gruppe beendete den Tag, der eigentlich eine nordische Nacht war. Das viergängige Menü und ein Bier mundeten, wie jedes Menü an Bord, prächtig. 

 

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Urban Modernes, entlang ausdrucksvoller Graffiti ins Hafengebiet

Donnerstag, 6. Januar 2022: 
Narvik und sein umkämpfter eisfreier Hafen

In Narvik ging ich noch nie von Bord. Der ganze Tag stand zur eigenen Verfügung. Im Preis inbegriffen ist der Besuch des Kriegsmuseums plus Vortrag. Nach unserer Planung war das erst nach dem Mittagessen. 18.00 Uhr fahren wir weit hinunter nach Kristiansund.

 

Wir sind bereits auf dem Rückweg, so dass eine kleine Zwischenbilanz angebracht ist. Eine Winterreise nach Norwegen ist selbstverständlich ganz anders als eine Reise dorthin im sonnenbeschienenen Sommerlicht. Der Vergleich hängt stark von den eigenen Vorlieben ab. Man ist dem Winter im hohen Norden ausgesetzt: seinem starken Wind, den Minustemperaturen, der Dunkelheit mit gelegentlicher Aufhellung, den eisglatten Straßen und Wegen bei oft heftigem Schneetreiben.

 

11.00 bis 13.00 Uhr auf Deck mit Blick auf Narvik und den Hafen, in dem die OTTO SVERDRUP festgemacht hatte. Ein tiefes Grau bei recht guter Sicht, hängt über der Landschaft, ein flockig feiner Schnee, ca. 15 cm hoch, liegt, wenn man so will, wie ein weicher Teppich als Willkommensgruß aus. Es ist still in Narvik, aber überall begleiten das schwach schimmernde Tageslicht hell erleuchtete Fenster nahe des Hafengeländes. Dahinter erheben sich die Umrisse eines eingeschneiten Waldes. Bereits jetzt, um die Mittagszeit, zieht sich alles zu, und das Schneetreiben wird immer dichter. An Sonnenschein ist gar nicht zu denken. Man ahnt lediglich, dass sich der Stern bald wieder über den Horizont schieben wird nach monatelanger Dämmerung und nahezu vollständiger Dunkelheit.

 

Um 14.30 Uhr laufen wir nach Narvik hinein, das sich lang hinzieht, aber wie gewohnt hier oben, erstklassig beleuchtet ist, hin zum Kriegsmuseum, das jene Zeit der deutschen Besatzung von 1941 bis 1945 dokumentiert. Wie bisher jedes Museum in diesem Land, ist auch dieses bestens ausgestattet und didaktisch vorzüglich aufbereitet, wenngleich mich mittlerweile Museumsbesuche nicht sonderlich mitreißen als aufbewahrte Statik des Erinnerns. Ich will im Freien sein und die Wintertage spüren, die gute Luft atmen und mich umsehen.

Einmal halten wir an einem markanten Schild, das die Entfernungen in viele nord- und mitteleuropäische Städte angibt. Es genügt zu wissen, dass wir 2210 Kilometer von Hamburg entfernt sind. Viel Schnee türmt sich in der Innenstadt auf, und große Räumfahrzeuge sind ständig unterwegs, um Wege und Straßen frei zu halten. Sie müssen dauernd fahren, weil der starke Wind einen Teil der geleisteten Arbeit augenblicklich wieder zunichte macht. Das große Staunen hört allerdings nie auf, wie hochmodern sich Norwegen bis ins Abgelegene hinein präsentiert. Und alles ist einer unerbittlichen Natur abgetrotzt. Die zeigt sich verwegen, sobald man die Städte verlässt. Hier gelingen meiner Schwägerin erneut eindrucksvolle Bilder; sie hat ein feines Gespür für Motivsuche, Komposition und Farbzusammenstellung. In Narvik also einmal und nur als Beleg für viele, mag eines ihrer Fotos beschrieben sein: Rechter Hand, nah am Meeresarm, erstreckt sich ein rotbraunes Gebäude, fast einem Schuppen gleich; darüber türmt sich ein dunkelgrüner Nadelwald, an den sich ein ebenfalls bewaldeter Hang zur Stadt hinunter erstreckt, unterbrochen von kleinen, stark erleuchteten Wohnhäusern. Entlang dieses Gebäudes, also immer noch rechter Hand, zieht sich ein recht breiter Streifen vielleicht zwanzig Zentimeter hohen Schnees. Man könnte meinen, das Bild kippt jetzt nach einer Seite weg. Das Gleichgewicht stellen aber die im Vordergrund schneebedeckte Fläche und der weite Meeresarm hin zur Linken her, eingefangen von einer dunklen schweren Wolkendecke, so dass alles wieder in ein kompositorisches Gleichgewicht zurück kippt. Die Balance in der Mitte halten in der Ferne helle Häuser und die am Ufer festgemachten Schiffe. Das kräftige Rotbraun auf der rechten Seite und die schwere graublaue Wolkendecke geben den festen Rahmen einer detailreichen Gesamtkomposition. Das sollte wenigstens einmal konkret beglaubigt werden.

 

Zurück auf dem Schiff, oben in der Lounge, genießen wir ein prächtiges Panorama auf Narvik – ein Blick und ein Abschied zugleich. Wieder zeigt sich das Blaugrau des Winterwaldes mit dem kaum mehr wahrnehmbaren Nadelgrün im Hintergrund, über das sich ein dieses Mal wolkenfreies Blau schiebt. Unten, an den Ausläufern des Waldhangs, reihen sich die Häuser, Modernes neben Altem, Geducktes neben hoch Aufragendem, und jedes in seiner Art illuminiert. Und zwischen dem schneebedeckten Geländer des Schiffes das Wasser, in dem sich alles, was hier beschrieben ist, leicht verzerrt, alle Konturen auflösend, widerspiegelt. Diese Erinnerung steht aber in starkem Kontrast zur Ankunft in Narvik am Morgen. Man darf sich hier nicht täuschen lassen. Da lag die Stadt Grau in Grau, trüb, wolkenverhangen und nass, alles war vereist und gefährlich glatt, fast menschenleer, nur ein städtischer Angestellter hatte mit seinem offenen Räumfahrzeug die Schneemassen an den Rand geschoben.   

 

Noch am gleichen Abend, gegen 22.00 Uhr, ist die Durchsage des Kapitäns zu hören: Auf der Steuerbord-Seite sei ein Nordlicht zu sehen. Und tatsächlich: Über dem westlichen Horizont erstreckt sich ein breites Band dunkelgelben Lichts, einem flachen langgestreckten Bogen gleich, über den nächtlichen Horizont. Ein kleines und zugleich großes Erlebnis im letztmöglichen Augenblick. Denn ab morgen, 7. Januar, überschreiten wir den Polarkreis und fahren bereits auf der Höhe von Trondheim. Dort aber gibt es keine Polarlichter mehr, erzählten uns die Fachleute an Bord. Die Farbe der Aurora borealis überrascht, weil auf den gängigen Fotos immer grün Schillerndes zu sehen ist; aber das, erzählten mir einmal Kenner der Materie, entstehe ausschließlich deshalb, weil entsprechende Filter vor die Kameras geschoben werden. Warm angezogen, hielt ich mich etwa zwanzig Minuten an der Reling auf, um das einmalige Naturschauspiel zu beobachten. Einmalig deshalb und sehr wörtlich genommen, weil ich ein Nordlicht wohl nie wieder im nordischen Winter sehen werde.   

 

Doch bevor ich ins Melancholische abdrifte, lenkt mich sogleich eine junge Rollstuhlfahrerin aus Hamburg ab. Sie war auch hier ganz vorne mit dabei. Unglaublich agil und lebenshungrig machte sie von Anfang an alles mit, scheute kein Wagnis während der Ausflüge, selbst augenscheinlich Riskantes nicht, und ließ sich auch nicht allzu gerne helfen. Und ihr mir seit Beginn der Reise vertrautes gackerndes helles Lachen, kurzatmig ausgestoßen, unterbrach sie höchstens selbst, wenn sie über ihre Stadt erzählte, in der sie, auch während der Nächte in waghalsiger Geschwindigkeit mit ihrem Gefährt unterwegs war. Ihr Erlebnishunger und kein Ende nehmen wollender Redefluss, ihre Lebensgier, menschliche Offenheit und überbordende Fröhlichkeit beeindruckten mich und gewiss viele Gäste an Bord.

 

 

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Schiffsimpressionen, weit vom Heimathafen entfernt

Freitag, 7. Januar 2022: Überquerung des Polarkreises

Ein reiner Seetag, von Narvik aus weit hinunter nach Kristiansund, liegt vor uns. 9.45 Uhr überquert die OTTO SVERDRUP den Polarkreis und verlässt endgültig die Polar-Region.

 

Dieser freie Tag auf See veranlasst mich zu einer kleinen kritischen Betrachtung. Die Vorträge an Bord regen für besonders Interessierte allesamt zwingend dringend zum Nachlesen an; sie sind zum Teil witzig, ja humorvoll, könnten aber inhaltlich denn doch ergiebiger sein.

 

Eine große organisatorische Schwäche bleibt die grundsätzlich vermeidbare Überschneidung von Terminen. Heute: 13.00 Uhr Test, 12.00 bis 14.00 Uhr Mittagstisch in unserem Aune-Restaurant. Gestern: Abendessen und Filmvorführung zu gleicher Zeit von 18.00 bis 20.00 Uhr, notdürftig ausgebügelt durch die Wiederholung des Films ab 20.00 Uhr. Organisation und Tagesplanung an Bord scheinen daher bisweilen eher zufällig und wirken teilweise durchaus unbedacht; kein Vergleich mit der Koordination, wie ich sie von den Schiffen Amadea oder Artania der Phoenix-Gesellschaft oder der MS Hamburg von Plantours gewohnt war. Diese Kritik schrieb ich auch in einen Bewertungsbogen von Hurtigruten hinein, worauf mir für meine ehrliche, offene Antwort gedankt wurde.

 

Ich freue mich, heute auf See zu sein und werde bei guter Sicht und voraussichtlichem Sonnenschein auf Deck wandern und die reine Luft genießen. Also, mal sehen, was der Tag bringt! Erste Rundgänge um 10.30 Uhr – ein heller, wunderschöner, trockener Tag bei etwa 0 Grad empfängt mich. Alles ist gleichmäßig ausgeleuchtet, obwohl noch keine Sonne zu sehen ist, doch der Himmel zeigt sich bis zum Horizont in allen Regenbogenfarben, vom Rötlichen ins Blaue hinein mit allen bekannten Farbabstufungen dazwischen, die assoziativ in helles Grün wechseln. Ich sitze längst in der großzügigen Lounge im achten Stock und sehe eine prächtige Winterlandschaft, eingerahmt von relativ niedrigen schneebedeckten Bergen und Ebenen dazwischen, die den Blick immer wieder freigeben hin zum Farben schillernden Horizont. Die Berge sind hier, wie gesagt, allesamt nicht sehr hoch, weil die Millionen Jahre dauernde, hunderte Meter dicke Schnee- und Eislast alles zusammengedrückt hatte. Es liegt so viel Ruhe in dieser Landschaft, die sich auf mich, wenn auch gewiss nicht auf alle hier, überträgt. Im Hintergrund der Lounge wird vor Publikum ein Lachs von einer Meisterköchin handwerklich kunstvoll tranchiert – ein relatives Muss vielleicht für Frauen, während mir das schmackhafte Servieren am Tisch vollkommen genügt.

Ich liebe den Blick vom Blatt meines Blockes, um mich erneut von der Landschaft verzaubern zu lassen, ohne dass mich das Hintergrundrauschen der mit „Ah“ und „Oh“ begleiteten Filetierung, dieses Mal vom Küchenchef vorgeführt, von der Betrachtung ablenkt. Über eine kleine Berggruppe ostwärts deutet sich die Helligkeit der aufgehenden Sonne an, die aber noch nicht zu sehen ist. Eine über den gesamten Horizont sich streckende Pracht ohnegleichen tut sich auf in den uns vertrauten Regenbogenfarben. Ganz im Osten orange-gelb, Richtung Norden vom hellen Blau übergehend ins Abgetönte, dazwischen noch ein schimmerndes Grün – langsam erhellt sich der ferne Horizont. Die OTTO SVERDRUP sticht unentwegt in den Süden Richtung Kristiansund. Das Nordmeer durchpflügt sie gleichmäßig, weil es sich heute geschmeidig gibt und kein bisschen widerspenstig zeigt. Das weiß getünchte Geländer am Bug des Schiffes gaukelt mir ständig vor, als würde eine mächtige, weitgespannte Brücke über den Sund von Erhebung zu Erhebung führen. Die Längsstreben wirken wie elegante Brückenpfeiler.

 

Langsam beginne ich zu verstehen, warum überzeugte Nordlandfahrer sagen, eine Winterreise sei  schöner als eine von Touristenmassen ausgelatschte Sommerreise. Das stimmt insofern, als Land und Meer in ihrer majestätischen Ruhe nordische Mystik und norwegischen Mythos in sich vereinen. Die kleine, eben erwähnte Bergkette – es ist hoher Mittag – wird jetzt mehr und mehr ausgeleuchtet. 11.55 Uhr: Plötzlich zeigt sich der goldgelbe Stern und wischt fast alle Farbnuancierungen weg. Mit einem Schlag ist es gleißend hell geworden! Das Braun der Schären zeigt sich als vorgelagerte Inseln, dahinter, in flach gewordenen Erhebungen, das verschattete Weiß der Bergketten. Wir geraten alle aus der Winterdunkelheit nördlich des Polarkreises in den freundlichen Schein einer Mittagssonne, die jetzt in ihrem ganzen Umfang zu sehen ist. Gänzlich entwöhnt von ihr, seit weit zurückliegenden Tagen, steht sie knapp über dem Horizont, grell blitzend in gleißendem Licht. Mir verschlägt es die Sprache. Erst ab 15.00 Uhr geht das blaue Tageslicht in einen leichten Dämmerzustand über, der aber erstaunlich lange anhält, eigentlich gar nicht enden will.

 

Nachmittags mache ich es mir erneut auf Deck 8 bequem und bemerke ein gefährlich aussehendes gelbgrünes Band, das sich am Horizont entlang bewegt, unterbrochen durch Berge, begrenzt durch das Nordmeer. Die Geräuschkulisse kündigt eine wachsende, rasch zunehmende Windstärke an. Wir sind weg von den verwinkelten Schären und schützenden Fjorden, weit draußen auf dem offenen Atlantik. Ich trinke, geschützt vor den Elementen, zugleich aufmerksam und hellwach, langsam eine Tasse heißen Kakaos.

 

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In zauberhaften nordischen Landschaften

Samstag, 8. Januar 2022: 
Kristiansund und die sieben Brücken

Wir sind in Kristiansund, der Hauptstadt des sogenannten Klippfisches. Der bisher schönste Tag bahnt sich schon morgens an. Die Sonne, wie stets am Morgen in diesen ersten Januartagen, ein rotblonder Schopf, der eine Handbreit über dem Horizont in einem kaum merklichen flachen Bogen über der Landschaft und den menschlichen Ansiedlungen schwebt.

 

Ab 9.15 Uhr machen wir uns auf den Weg zu einem Busausflug, der unter dem Titel Atlantic Ocean Road angekündigt ist und über sieben Brücken, kein Witz! führen soll. Kommentiert von Ingvald, einem sehr sympathischen, recht gut deutsch sprechenden Norweger, vielleicht um die sechzig Jahre, vielleicht älter, der mit angenehmer Stimme sehr viel zu erzählen wusste.

 

Sonst war dieser Ausflug über die sieben Brücken und einer Dauer von vier Stunden eine Wucht und ein großes Erlebnis, großartig in seiner in jedem Sinn umfassenden Schönheit der norwegischen Küstenlandschaft, entlang abfallender Klippen – ein ununterbrochen Farben schillerndes Panorama abgeflachter, mit Schnee bedeckter Erhebungen und davor gelagerten kleinen Inselflecken an den Rändern des Nordatlantik. Ein einzigartiges farbenprächtiges Gemälde unterschiedlicher Landschaftsformen, hervorgerufen durch den ständig wechselnden Winkel des Lichteinfalls. Noch zeigt sich die Morgensonne hier nur indirekt mit einer rötlichen Wolkenformation im Osten, die Land und Meer in ein fahles, fast todbringendes Licht taucht. Das ist natürlich als Sekundeneindruck weit übertrieben. Diese Wahrnehmung löst sich ohnehin sofort in ein wolkenreiches Blau auf, das am Horizont bereits in ein noch nicht ausgereiftes Sonnengelb wechselt.

 

Der erste Halt war in der Nähe einer etwas höher gelegenen Kirche. Den vereisten Weg unternahmen alle Insassen zu Fuß, mit einer eingeräumten Besichtigungszeit von vierzig Minuten. Aber um die Kirche ging es mir gar nicht. Der Weg war das Ziel, mit Horizont weitem Blick in alle Richtungen. Dabei sticht immer wieder ins Auge, wie in Norwegen architektonisch kühn und ästhetisch reizvoll Brücken konstruiert sind, gleichgültig, ob sie sich über Fjorde spannen oder langgestreckte Täler überwölben.

 

Und Ingvald vergisst auch nicht, wiederholt zu betonen, welch außerordentliches Glück es sei, hier oben, nahe der Berge, im sonst wolkenverhangenen Januar, einen so wunderbar klaren Sonnentag zu erleben.

Noch einen größeren Halt gab es nach etwa eineinhalb Stunden, um dringenden menschlichen Bedürfnissen nachzugehen, die, nicht nur von mir, ausgiebig genutzt wurden.

 

Es lässt sich gar nicht aufzählen, was Ingvald während der langen Rückfahrt alles wusste: über Geschichte, Kultur, Geographie, soziales Leben und Politik in seinem Land, über Ernährungsweisen gerade in den langen Wintermonaten. Dazu gehört die gesunde und fit haltenden Kraft von täglich eingenommenem zwei Löffel Lebertran.

Sein gewiss gut gemeinter Abschluss fiel hingegen etwas ab, als er zu dem urdeutschen Gesangsversuch anhob: So ein Tag, so wunderschön wie heute ...! Das traf zwar durchaus den Kern, war also gewiss nicht falsch, hätte aber dieser spezifischen Hervorhebung keineswegs mehr bedurft; dies umso mehr, als die Qualität seiner Stimme nicht so recht Schritt halten mochte mit dem Inhalt seiner zurückliegenden Berichte. Aber viele Deutsche sangen mit, so dass die angedeuteten klang-lichen Unebenheiten uns wenigstens abgeschwächt zu Ohren kamen.

 

Was aber stets hervorzuheben bleibt: In allen skandinavischen Ländern sind Trinkgelder an Reiseleiter verpönt und werden sogar strikt zurückgewiesen. Die Berufe sind hier allesamt gut dotiert.

 

Die Ausfahrt vom Hafen Kristiansund hinunter nach Bergen, beobachte ich ab 14.30 Uhr wiederum von der Lounge auf Deck 8.

 

 

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Mit der Seilbahn hoch zum Ulriken-Berg.

Sonntag, 9. Januar 2022: Bergen, die Regenreiche

8.45 Uhr: Anlegen im Hafen von Bergen, unserer letzten Station in Norwegen und vor der Ausschiffung im Hamburg.

 

Die Stadt ist mir wegen zweier, schon etwas länger zurückliegender Besuche (August 2012 und Juni 2016) recht vertraut. Ich sehe beim Verlassen des Schiffs, wie der riesige Laderaum an der Steuerbordseite weit geöffnet ist und mit gewaltigen Paletten an Getränken und Lebensmitteln neu bestückt wird, gedacht und geplant bereits für die nächste Reise ans Nordkap von Hamburg aus.

 

Ab 11.00 Uhr folgen wir dem Ausflug mit der Ulrikenbahnen hoch hinauf auf den Berg, im Vorfeld begleitet von einer eineinhalbstündigen Rundfahrt, geführt und kommentiert von einer jungen, recht gut deutsch sprechenden Leiterin. Einzelne Gebäude zählte sie auf und erklärte ihre Funktion: den sehr komplexen modernen Krankenhausbezirk, die Universität, im Prinzip immer Richtung der Seilbahnstation hoch zum Ulriken-Berg fahrend. Wir haben großes Glück. Es ist relativ mild, schneefrei,  etwas bedeckter Himmel, mit nur gelegentlich durchbrechendem Sonnenstrahl, aber: kein Regen, was fast einem kleinen Wunder gleicht bei 280 Regentagen im Jahr, dem höchsten Stand in Europa, dem zweithöchsten in der Welt, nach einer Stadt im vom Monsun heimgesuchten Indien. Doch heute genießen wir einen sichtfreien Blick hinunter zum Fjord und in die Seitenarme, vor allem aber auf das hinein gebaute, nein: hingeschmiegte Bergen. So klar sah ich es bisher noch nie vor mir liegen. Auf dem Plateau indes ist alles vereist; alle bewegen sich sehr vorsichtig.

 

So anmutig die alte Handelsstadt mit ihren knapp 300.000 Einwohnern (samt Großraum sogar 440.000) und damit die zweitgrößte des Landes, nach Oslo selbstverständlich, auch sein mag, trotz der alten beschaulichen engen Gässchen, gepaart mit hochmodernen Gebäudekomplexen, seiner breiten Uferstraße, der jenseitig langen Reihe bunt bemalter Häuser, so bleibt doch der Rundblick von der Plattform des Ulriken-Berges der eigentliche Höhepunkt jeder Besichtigung. Auf der Rückseite ist zu sehen, wie die schneebedeckten Bergketten die Stadt landeinwärts begrenzen. Aber eigentlich ist es der Blick hinunter mit dem angrenzendem Meer, der einen nicht mehr loslassen will. Im Fjord selbst ist alles in Ufernähe eng bebaut, ebenso auf den kleinen Inseln. Und erst am Ende des langgestreckten Fjords zeigt sich der Nordatlantik. Wunderschön auch der Blick gegen Westen: sich wellende, mit Schnee bedeckte Bergketten weit hinten, an ihren Hängen die noch kahlen Bewaldungen und davor die eingepflanzte Zivilisation mit ihren vielen farbigen Häuschen, Wegen und Straßen, ergänzt mit kleinen Parks, Grünanlagen und Sportplätzen. Ich erinnere, dass unser Aufenthalt dort oben etwa 30 Minuten dauerte. Doch dann ging alles ganz schnell: in die Bahn gestiegen, lange Abschiedsblicke auf Bergen während der Abfahrt, hin zum wartenden Bus, der uns in etwa zehn Minuten wieder nah ans Schiff brachte.

 

Seit 15.45 Uhr laufen wir aus und fahren in die uns vertraute mitteleuropäische Dämmerung hinein, sind aber um 17.00 Uhr immer noch draußen im Nordatlantik. Wie ich sehe, herrscht richtig Flugverkehr. Kein Vergleich mehr mit den wunderbaren nordischen Sonnentagen im südlichen Norwegen und ihren farbenreichen Abendstimmungen. Meine langen Blicke von der Lounge durch die großen Panoramafenster während der Ausfahrt haben wieder etwas verhalten Melancholisches.

 

Schwager und Schwägerin bekennen, dass ihnen die Reise, alles in allem, sehr gut gefallen habe. Gleichwohl sind und werden beide keine Seefahrer mehr, mit den vielen Einschränkungen: Sie können nichts selbst bestimmen, sondern fühlen sich eher gegängelt, zu sehr in einen Rahmen gespannt, müssen sich einreihen und an feste Zeiten halten; das Essen sei zwar sehr gut und reichlich; der frei zur Verfügung stehende Raum bei Ausflügen und Stadtgängen sei zu gering; es fehle der Individualismus zur eigenen Ausgestaltung. Aber es folgt dennoch das zentrale Zugeständnis, dass es auf einem Schiff letztlich gar nicht anders sein könne. Auch das Kabinenleben sei auf längere Sicht zu eingeschränkt, zu eng, mit zu geringem Komfort. Eine vierwöchige Schiffstour durch die Nordwestpassage käme für sie also kaum in Frage, erst recht nicht bei anhaltender Pandämie unter den erwähnt schwierigen Umständen. Bei meiner Schwägerin käme noch verschärft hinzu, dass sie bei Wellengang nicht sattelfest sei. Dennoch: Gänzlich ausschließen wollen sie allerdings nichts.

 

 

 

Dienstag, 11. Januar 2022: Ausschiffung und Heimfahrt

Bereits um 7.00 Uhr legt die OTTO SVERDRUP im Hamburger Hafen an. Noch ein kräftiges Frühstück für uns drei, der verhalten fröhliche Abschied von Lucky und Ryan, den beiden freundlichen Philippinen, noch ein Foto, das Lucky mit meiner Schwägerin zeigt, gefolgt von einer letzten Kabinendurchsicht. Wir kennen unsere Zeit, wann wir uns in den Aufenthaltsraum zur Ausschiffung zu begeben haben; noch das Warten, bis unsere Kartenfarbe für die Kofferabholung aufgerufen wird, dann der lange Gang hinunter von Bord in die Halle, die Koffer gesucht und schnell entdeckt, hinaus ins Freie, hin zu einem Taxi Richtung Hauptbahnhof. Es ist erst morgens 9.00 Uhr; der schon im vergangenen Oktober gebuchte ICE fährt erst 12.04 Uhr. Peinlich für eine Stadt wie Hamburg: Es gibt keine Wartehalle mit Sitzgelegenheit für Passagiere der zweiten Klasse, worüber sich meine Schwägerin völlig zu Recht! beim Personal beschwert. Wir finden aber ein gemütliches Café ganz in der Nähe und verbringen schöne und harmonisch ausklingende gemeinsame Stunden, in denen wir uns noch einmal versicherten, dass es eine schöne und rundum lohnende Reise war. 

Pünktlich fährt der noch fast leere ICE ab. Über Niedersachsen mit Hannover und Göttingen, nach Kassel Wilhelmshöhe in Hessen, hinunter nach Würzburg und Nürnberg in Franken und Bayern. Um 16.30 Uhr steigen wir in Nürnberg aus und verabschieden uns herzlich; meine Begleiter nehmen einige Minuten danach den ICE nach Wien, mit Halt im oberpfälzischen Regensburg, während ich meinen Koffer durch die Bahnhofshalle rolle auf meinem Weg zur U-Bahn, so dass ich in wenigen Minuten zu Hause bin – bestens erholt wegen gesunder jodhaltiger Luft, angefüllt mit jenen neuen Eindrücken, die hier in ihren wesentlichen Zügen festgehalten sind und, immer bei Gelegenheit, auch vorgetragen werden.

 

 

Friedhelm Auhuber                                                    Geschrieben im Januar, Februar und Mai 2022

 

 

 

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